Best-Practice: Insel-Netz

Projektbezeichnung

Interkulturelles Selbst-Lern-Netz "INSEL-Netz"

Projektträger

Internationales Institut zur Entwicklungsförderung der Jugend e.V. EDEJU

Land

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland / Côte d'Ivoire / weltweit

Durchführende Organisation

EDEJU

Kontaktadressen

siehe www. EDEJU.de

Ansprechpartner

Wolfgang Helmeth
Berliner Str. 17
79211 Denzlingen

Telefon

07666/4575

Mobil

01522/8700760

E-Mail

edeju@t-online.de

WWW

http://www.edeju.de

Projektinformationen

Kurzbeschreibung:

Interkulturelles Selbst-Lern-Netz "INSEL-Netz"

Das INSEL-Netz ist ein Orientierungssystem für weltoffene "Bildungsnomaden" auf dem Weg zu ihrer Persönlichkeitsentfaltung.

Jeder sollte ab der frühen Kindheit multioptional, d.h. so facettenreich wie möglich, frei, weltoffen, mutig und kreativ als Lebenskünstler im realen Leben heranwachsen können. Viele Menschen sind solche Wege erfolgreich gegangen. Untersucht man die Biographien auf Gemeinsamkeiten, dann stellt man einige "Best-Practice-Methoden" fest, die im INSEL-Netz symbiotisch zusammengefasst sind:

Grundlage des INSEL-Netzes ist das individuelle Begabungsspektrum, welches durch kooperative Selbstlernprozesse entfaltet wird. Dies beginnt zur Orientierung für alle Altersstufen spielerisch locker und entwickelt sich stufenweise zu höheren Niveaus. Dabei gelten die sensiblen individuellen Entwicklungsphasen ab der frühen Kindheit der besonderen Aufmerksamkeit. Vernetzungen zur Förderung kooperativer Selbstlernprozesse beginnen im familiären Bereich und breiten sich lokal, regional und global aus. Frühe Erfahrungen mit Menschen, die aus fremden Kulturen stammen (Spielkameraden und deren Familien) motivieren dazu, die Welt in ihrer Vielfalt kennen zu lernen.

Die Struktur des INSEL-Netzes besteht im Kern aus einer Enzyklopädie in Form einer Datenbank, welche u. A. die systematisch zusammengestellten Selbstlernmittel beinhalten. Die Enzyklopädie ist über eine interaktive Logistiksoftware zugänglich. Diese unterstützt die Suche nach geeigneten Selbstlernmitteln unter Beachtung der Entwicklung individueller Potenziale. Lernort ist die reale Welt, die in diverse Lebenswelten und Niveaustufen aufgeteilt und durch Informations- und Beziehungsnetze verwoben ist.

Der Selbstlernprozess beginnt mit der Orientierungsphase, um den Lebensbereich, der dem momentanen Interesse entspricht, zu finden. Dies geschieht möglichst durch die Beobachtung der Realität. Später kann die Enzyklopädie genutzt werden.

Den interessanten Bereichen widmet man sich durch die Nutzung der Selbstlernmittel spielerisch solange es Spaß macht. Bei gesteigertem Interesse verweilt man längere Zeit um höhere (professionellere) Qualifikationsstufen zu erreichen (Themen-, Niveau- und Zeitsouveränität). Kompetenznetze verstärken die Synergieeffekte. Der Erfahrungs- und Informationsaustausch, gegenseitige Tipps und Hilfen wird durch die reale oder virtuelle Vernetzung mit Gleichinteressierten unterstützt. Die Interessenten werden bei Bedarf von Animateuren begleitet.

Eine Karriereleiter könnte z.B. durch das von EDEJU entwickelte Unternehmerspiel initiiert werden; die Beobachtungen eines Kindes während des Einkaufens stimuliert das Interesse an diesem Thema. Der Kaufladen ermöglicht dem jungen "Geschäftsinhaber" bereits die ersten Erfahrungen. Ein Flohmarkt für Kinder bietet die reale Möglichkeit etwas zu verkaufen. Das Interesse ist geweckt, und über Jobs und Beschäftigungen kann man nun das Niveau eines Einzel- und Großhändlers erreichen, wenn man sich zusätzlich die notwendigen theoretischen Kenntnisse durch Tipps und Erläuterungen von Kollegen und durch "e-learning" systematisch aneignet.

Ergebnisse/Zwischenergebnisse

Die Ergebnisse obiger "Best-Practice-Modelle" sind weithin bekannt. Erfinder, Unternehmer und die vielen Menschen, die sich im sog. informellen Sektor in Entwicklungsländern trotz mangelnder Förderung und Anerkennung durchkämpfen, sind ein Erfolgsbeleg. Erstaunlicherweise hat Frankreich vor kurzem ein Gesetz erlassen, durch das denjenigen, die sich unabhängig von institutionellen Bildungsgängen qualifiziert haben, gleichrangige Zertifikate ausgestellt werden können. Allerdings bleiben diese Menschen sich selbst überlassen.

Seit 1973 hat Wolfgang Helmeth, Gründer von EDEJU, der sich autodidaktisch u.a. als Entwicklungsingenieur qualifizierte, das INSEL-Netz-Konzept in der Elfenbeinküste nebenberuflich entwickelt. Ab 1988 hat er es mit der Unterstützung einiger mutiger einheimischer Partner in vielfältigen Versuchen vor Ort, zu einem nachhaltigen, sich selbst weiterentwickelnden und selbstfinanzierenden Netzwerk gestaltet.

Über 80 junge Deutsche haben als Freiwillige, als Diplomanten und insbesondere als Zivildienstleistende des "Anderen Dienstes im Ausland" in den letzten Jahren an der inhaltlichen und regionalen Weiterentwicklung des INSEL-Netzes in neun Ländern (von Neuseeland über Indien, Namibia, USA etc. mit dem Schwerpunkt Elfenbeinküste) mitgearbeitet. Die jungen Leute haben ihre eigenen Projekte im Rahmen des INSEL-Netz-Konzepts mit ihren einheimischen Partnern selber entwickelt und realisiert. Sie betreuen ihre Projekte weiterhin selbstverantwortlich. Aus Arbeitslosen und Straßenkindern wurden dadurch in unseren Partnerländern erfolgreiche Kleinunternehmer im Sinne des INSEL-Netzes. Viele Kinder erhalten dadurch neue Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer individuellen Potenziale.

Eltern und Freunde haben die Freiwilligen im Ausland besucht. Sie berichten im Bekanntenkreis über ihre Erfahrungen, was zum Verständnis fremder Menschen und Kulturen beiträgt und das Interesse weckt, selber einmal solch ein Projekt zu realisieren. Alle Beteiligten haben sich die im Zeitalter der Globalisierung wichtige interkulturelle Kompetenz angeeignet.

Gerne würden wir auch in Europa weitere Kontakte knüpfen und Projekte zu initiieren. Das Forum-Bildung bietet dazu eine interessante Plattform.

Resümee

EDEJU will die Internationale Bildungsdebatte, auf der Suche nach einer neuen Lern- und Lehrkultur, um das INSEL-Netz-Konzept bereichern. Lebenslanges Lernen beginnt spielerisch ab der frühen Kindheit. Der Praxisbezug wird durch die Partizipation (Vorbild: Familiäre Landwirtschaft) früh hergestellt. Dazu müssen sich allerdings alle gesellschaftlichen Bereiche öffnen, statt nach der Methode der Legebatterien, die Kinder in Kindergärten und Schulen zu verbannen, denn eine "artgemäße" Förderung des Menschen kann nur eine individuelle sein.

Die Identifikation mit den früh erworbenen Grundlagen der diversen Lebensbereiche führt zu passionierten Arbeitshaltungen.

Das INSEL-Netz ist eine wichtige Grundlage zur Berufsfindung und Berufsausbildung, allerdings mit der Option der Flexibilität und Vielfalt, um Einseitigkeiten zu verhindern. Chancengleichheit ist nicht wie eine Gießkanne gedacht, die Wohltaten an passive Empfänger ausschüttet, sondern soll "den Wurzeln der Pflanzen bessere Möglichkeiten bieten, ihre Nährstoffe zu finden", also zur Entwicklung der persönlichen Originalität und Autonomie beitragen.

Die Bildungsfinanzierung erscheint unter einem neuen Blickwinkel: Learning by earning ist ein wesentlicher Aspekt des INSEL-Netzes. Unternehmergeist, Eigeninitiative und Selbstverantwortung spielen eine wichtige Rolle. Der staatliche Bildungshaushalt wird durch die kooperative Selbstqualifikation nicht nur entlastet, was insbesondere den ärmeren Ländern dieser Welt zugute kommt. Neue Arbeitsplätze entstehen im Selbstlernmittelproduktions- und Dienstleistungsbereich.

Bildungsziel ist die Lebenskunst, sein Leben spielerisch erfolgreich, humorvoll gelassen, freundlich, weltoffen und sozial zu gestalten.

Forum Bildung, 04.08.2001