"Cleverle" lernen beizeiten

Jetzt auch in Sexau: Förderkonzept für Kinder und Jugendliche soll die Kreativität fördern

Von unserem Mitarbeiter Michael Haberer

SEXAU (iwi). Die "Denzlinger Cleverle" waren auf den Schulhof Sexau gekommen, um vor allem Klein, aber auch Groß zum Mitmachen zu bewegen. 20 Kinder kamen, um zu konstruieren oder zu drechseln. Auf dem Schulhof stand am Mittwoch ein kleines Bierfass aus Blech, das qualmte. Ein 12-Jähriger hatte sich gedacht, er baut mal eine Dampfmaschine. Das Ergebnis passte besser zu einem Feuerwehrroboter aus Altmaterial, den Grundschüler in Denzlingen gestaltet hatten und nun in Sexau zeigten.

Ganz genau schauten die Kinder Ben Oben Mkpot auf die Finger, der Drechselarbeiten zeigte. (Foto: Michael Haberer)

Ganz genau schauten die Kinder Ben Oben Mkpot auf die Finger, der Drechselarbeiten zeigte. (Foto: Michael Haberer)

Die im vergangenen Jahr gestartete Aktion "Denzlinger Cleverle" soll Kindern und Jugendlichen neue Chancen zur Entfaltung ihrer individuellen Begabung bieten. Die Aktion ist ein Förderkonzept, das von dem Denzlinger Wolfgang Helmeth entwickelt wurde. Er baute dabei auf seine Erfahrungen als Entwicklungsingenieur in Afrika auf. Seine Beobachtungen in der Elfenbeinküste, mit wieviel Kreativität die Kinder dort aus Abfall ihre Spielzeuge bauen und wie wenig diese Fähigkeiten von ihren Eltern und Lehrern gefördert wurde, beeindruckte Helmeth. In der Elfenbeinküste soll nun ein INSEL-Netz-Konzept (Interkulturelles Selbst-Lern-Netz) schrittweise Abhilfe schaffen und die kindliche Kreativität fördern. Auch in Deutschland sieht Helmeth die Notwendigkeit solche Potentiale und Motivationen, die in Schule und Kindergarten nicht gefördert werden, bei den Kindern zu wecken. Für Helmeths Vorstellungen, dass sich Erwachsene zu einem Kompetenz- und Fördernetz für diese Sache zusammentun, bot der Nachmittag in Sexau nicht viel Greifbares, denn nur wenige Eltern waren gekommen. Der Freude der Kinder, beispielsweise beim Drechseln mit Ben Oben Mkpot aus Kamerun, tat das keinen Abbruch. Besonders bei den Mädchen kam die Technik an, aus alten Elektroleitungen Armreifen oder Fingerringe zu kreieren, indem mit einer Walze der Kunststoffmantel entfernt und dann der Kupferdraht bearbeitet wurde. Ebenso beliebt war das Seifenkisten-Taxi mit Hilfsmotor, der teils überlastet war angesichts der Zahl an Mitfahrern.

Uwe Pfenning von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart schaute sich das phantasievolle Treiben der Kleinen an. In seinem Institut geht es auch um den Nachwuchsmangel in den technischen Berufen und wie man ihn beheben kann. Konzepte wie das "Denzlinger Cleverle", die früh die technischen Gestaltungsfähigkeit und auch –motivation fördern, hält er für den besseren Weg als der Umbau der Hochschulen.

Badische Zeitung, 19.08.2002